Was ist SoulCollage®?

Seena B. Frost

Bei SoulCollage® handelt es sich um einen intuitiven Collage-Prozess, der – vor allem im anschließenden Dialog mit den selbstgestalteten-Karten – oft überraschende Einsichten bringt und auf diese Weise nicht nur die Selbstreflexion, sondern vor allem auch die Selbstakzeptanz unterstützt und das Gefühl der Selbstwirksamkeit stärkt. Entwickelt wurde SoulCollage® Ende der 80er Jahre von Seena B. Frost (1932-2016) in Kalifornien.

Ihr Buch, in dem sie die Methode ausführlich dargelegt hat, liegt seit 2015 nun auch in deutscher Sprache vor, in einer Übersetzung von Andrea Thüler, der momentan einzigen Ausbilderin im deutschsprachigen Raum: "SoulCollage® – Kreativbilder Deiner Seele".

Aufgrund dieser Entwicklungsgeschichte ist SoulCollage® zwar in anderen Ländern zum Teil schon sehr verbreitet (es gibt mehr als 5000 ausgebildete Facilitator*innen in 51 Ländern), in Deutschland nimmt das Bekanntwerden aber gerade erst so richtig an Fahrt auf.

Wie ist SoulCollage® aufgebaut?

SoulCollage® arbeitet nicht mit großen Collagen, sondern mit relativ kleinen Collage-Karten (ca. 20x13 cm), wobei jede Karte nur eine "Energie", also einen inneren Anteil symbolisiert.

Diese Beschränkung hat den Vorteil, dass der jeweilige Anteil klar herausgearbeitet wird und in der anschließenden Arbeit mit der Karte dann entsprechend greifbare Konturen gewinnt.

Die Methode arbeitet mit vier "Sorten" von Karten, die als vier Dimensionen bezeichnet werden.

  1. Die psychologische Dimension: Das Komitée
    Hier werden Karten gestaltet, die im Alltag als unterschiedliche innere Anteile in Erscheinung treten (z.B. der innere Antreiber / die Kritikerin / das verletzte Kind / der Rechthaber / die Genießerin usw.). In dieser Dimension kann man auch gut mit Fotos aus unterschiedlichen Lebensphasen arbeiten.
  2. Die soziale Dimension: Die Gemeinschaft
    Hier handelt es sich um Karten, die jeweils für eine Person stehen, die für das eigene Leben von Bedeutung ist oder war. Das können sowohl Personen (oder z.B. auch Haustiere) aus dem persönlichen Leben sein, als auch öffentliche Personen. Soweit verfügbar, bietet es sich hier natürlich an, mit Fotos zu arbeiten, ebenso effektiv sind aber Platzhalter, d.h. ein Bild von einer Person, das ich stellvertretend auswähle.
  3. Die energetische Dimension: Die Begleiter
    In dieser Dimension geht es um die Spiegelung des körperlichen Zustands und die Erforschung körperlicher Befindlichkeit, Blockaden usw. Dabei wird mit Imaginationen gearbeitet, vorwiegend in Form von Tierbildern.
  4. Die archetypische Dimension: Der Rat
    Mit dem Begriff der "Archetypen" von C.G.Jung beschreibt Seena Frost diejenigen Karten, die sozusagen überpersönliche Prinzipien darstellen, aber ihren Ausdruck ganz konkret im alltäglichen Leben finden. Damit sind innere Anteile gemeint wie z.B. die weise alte Frau / der Narr / die Heilerin / das Mitgefühl usw.

So entsteht eine SoulCollage® Karte

1) Bilder aussuchen

Um eine SoulCollage® Karte zu gestalten, brauchst du Bilder, die du ausschneiden kannst. Dazu kannst du natürlich jede erdenkliche Art von Zeitschriften verwenden, aber für einen niedrigschwelligen Anfang genügt sogar die Apotheken-Umschau oder andere Magazine, die in Supermärkten oder Drogeriemärkten ausliegen. Wenn du tiefer einsteigen möchtest, kannst du dir dann einen Vorrat an Magazinen und Zeitschriften mit vielen Bildern anlegen, du kannst eigene Fotos verwenden, alte Kalender, Bilder aus Büchern kopieren oder natürlich Bilder ausdrucken. Man verwendet nur Bilder ohne Text.

2) Das Arbeitsmaterial

Als Arbeitsmaterial kannst du im Idealfall auf die Dinge zurückgreifen, die du rechts in der Slideshow siehst: Schneidematte, SoulCollage® Karte, Rahmen, Silhouettenschere, größere Schere, Cutter, Kleber und eine Hülle für die Karte.

Aber für den einfachen Einstieg genügen eine gute Schere und ein Klebestift.

3) Das Gestalten der Karte

Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, SoulCollage® Karten zu gestalten, mit und ohne Thema, ganz spontan oder mit vorbereitenden Übungen und vieles mehr. Um einen einfachen Einblick zu geben, beschreibe ich im Folgenden beispielhaft die Gestaltung einer Karte, die mit der Auswahl einer Person beginnt und spontan gemacht wird, ohne jede Vorgabe.

  • Schritt 1: Du blätterst in deinen Zeitschriften oder stöberst in deinem sonstigen Bildmaterial und suchst dir das Bild einer Person aus, das dich gerade anspricht.
  • Schritt 2: Mit einer passenden Schere schneidest du die Person an ihrer Silhouette entlang aus. Falls deiner Meinung nach etwas aus dem restlichen Bild zu deiner Person dazugehört (zum Beispiel ein Gegenstand, den sie in der Hand hält, etwas vom Hintergrund oder ähnliches) dann schneidest du das mit aus. Grundsätzlich holst du deine Person aber aus ihrem Bild und ihrem Hintergrund heraus, und je sorgfältiger du das machst, desto besser wird sie sich im nächsten Schritt in deine Collage einfügen.
  • Schritt 3: Du suchst nun einen Hintergrund für deine Person, indem du das ausgeschnittene Bild auf verschiedene Hintergründe legst und entscheidest, welcher deinem Gefühl nach am besten passt. Bei dieser Gelegenheit entscheidest du auch, ob du deine Karte im Hoch- oder im Querformat gestalten möchtest.
  • Schritt 4: Wenn du einen Rahmen (siehe Slideshow) zur Verfügung hast, kannst du ihn nun dafür nutzen, um den passenden Bildausschnitt des Hintergrundes zu finden und zu entscheiden, wo auf der Karte du deine Person platzieren möchtest. Der Hintergrund kann aus einem großen Bild bestehen, kann aber auch aus Teilen zusammengesetzt sein. Die Person ist (je nach Größe) vielleicht ganz zu sehen, vielleicht möchtest du nur einen Teil von ihr zeigen, indem sie zum Beispiel am Rand der Karte ins Bild hineinragt usw. Deiner Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
  • Schritt 5: Nachdem du dich also für den Vordergrund (in unserem Beispiel die Person) und einen Hintergrund entschieden hast, kannst du nun schauen, ob du die Karte mit weiteren ausgeschnittenen Bildern ergänzen möchtest.
  • Schritt 6: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Karte fertig ist, klebst du alles auf. Bei sehr komplexen Karten kannst du vorher eventuell ein Foto machen, damit du beim Kleben weißt, wie du alles arrangiert hattest.
  • Schritt 7: Nun steckst du die fertige Karte in eine durchsichtige Hülle (siehe Slideshow), damit sie geschützt ist.

Wichtig ist, dass du die Karte nicht überfrachtest. Wenn dich beim Bilder aussuchen mehr anspricht, als du sinnvollerweise auf einer Karte unterbringen kannst, dann heb dir diese Bilder lieber für weitere Karten auf.

Mit der Zeit entsteht so dein ganz persönliches Kartenset, und du hast die Möglichkeit, auf verschiedenste Arten mit deinen Karten zu arbeiten.

4) Das Lesen der Karte

Wenn deine Karte fertig ist, nimmst du dir einen Moment Zeit, um sie genau zu betrachten und in sie einzutauchen. Dann versetzt du dich in die Perspektive der Karte/der Person hinein und lässt sie in der Ich-Form über sich erzählen: "Ich bin diejenige, die…", "Ich bin einer, der …" usw. Im Anschluss werden noch weitere Fragen gestellt, um darin zu unterstützen, das Thema der Karte immer klarer zu erfassen. Die Deutung der Karte bleibt ausschließlich der Person vorbehalten, die sie gestaltet hat. Meine Aufgabe dabei kann man mit der einer Hebamme vergleichen: Die Karte ist dein "Baby", meine Aufgabe ist es, dich durch die Fragen darin zu unterstützen, ihre Botschaft zum Ausdruck zu bringen und deine Antworten aufzuschreiben.
Wenn du zu Hause eine Karte machst, kannst du die Fragen natürlich auch alleine schriftlich beantworten, aber der Prozess ist dann für gewöhnlich weniger intensiv.

5) Arbeiten mit deinem Kartenset

Wenn auf die eben beschriebene Weise mehr und mehr Karten entstanden sind, kann man zusätzlich zum Lesen der einzelnen Karten mit "Readings" beginnen, d.h. man stellt eine Frage und zieht dazu drei oder vier Karten, mit denen man dann in Bezug auf die Frage in einen Dialog tritt (also z.B. "Was kann ich tun, damit ich mit dem Thema xy besser zurechtkomme?" – "Was sagt die Person (der innere Anteil) auf der ersten/zweiten/dritten Karte dazu?)" Dies ist nur ein erster Ausblick auf die vielen Möglichkeiten, mit deinen Karten zu arbeiten und auf so schöne Art und Weise mit dir und deiner Entwicklung in Kontakt zu sein. Es gibt noch viele weitere, aber sie alle zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen.

Formales

SoulCollage® Karten sind nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt, und sie dürfen nur dann öffentlich geteilt werden, wenn man seinen eigenen persönlichen Prozess teilt.

Die Veröffentlichung von SoulCollage®-Karten, welche mit urheberrechtlich geschützten Bildern (copyright) erstellt wurden, kann gegen das Urheberrecht verstoßen.

SoulCollage® ist eine registrierte Marke und nur von SoulCollage Inc. ausgebildete Facilitator*innen haben die Erlaubnis, unter dem eingetragenen Markenzeichen "SoulCollage®” Seminare, Kurse, Workshops etc. anzubieten und durchzuführen.

Links für weitere Informationen

www.soulcollage.com
www.soulcollage.ch deutschsprachige Seite
Podcast zu SoulCollage® vom 09.05.2022
Interview mit Christel Klinger zu Soul Collage® vom 21.05.2024
www.atelier-mevo.de Hier findest du im Kreativshop das SoulCollage® Material wie Karten, Hüllen usw.